Talk mit Doris Bürki

«Christliche Erziehung ist ganz sicher gewaltfrei»

Doris Bürki
Mit dem Fall Läderach wurden Christen punkto Erziehung erschreckend oft in den Kommentar-Spalten unter Generalverdacht gestellt, mit Gewalt zu erziehen. Im Livenet-Talk nimmt die Beraterin Doris Bürki Stellung.

«Kinder brauchen vor allem Zuwendung, Sicherstellung ihrer Bedürfnisse, aber auch Leitung und Leitplanken», fasst die Beraterin, Co-Leiterin Forum Ehe und Familie der Schweizerischen Evangelischen Allianz und sechsfache Mutter, Doris Bürki, zusammen.

Der Fall Läderach bewegte sie. «Es ist bedauerlich, wenn Menschen ein solch grobes Mass an Züchtigung erleben.» Und gerade auch, wenn dies dann pauschalisierend über die christliche Erziehung gelegt werde. «Christliche Erziehung ist etwas anderes, als da rübergekommen ist. Christliche Erziehung bedeutet in den allermeisten Fällen, dass christliche Eltern sich sehr engagiert für ihre Kinder einsetzen und sich viele Gedanken machen.»

Vieles entspreche gerade nicht dem Bild, das da gezeichnet worden sei (und wie auch säkular erzogen worden wäre).

«Sie soll gewaltfrei sein»

Doris Bürki ordnet ein, dass 'züchtigen' bedeute, sich einem Kind so zuwenden, dass es eine Reife gewinnen und zu einer gefestigten, erwachsenen Person aufblühen kann. «Das heisst ganz sicher nicht, dass ein Kind geschlagen werden soll, sondern dass es mit Liebe und Zugewandtheit erzogen wird.»

So wie es der Freikirchen-Verband bereits vor mehreren Jahren formulierte: «Erziehung soll auf Liebe basieren, Bedürfnis-Erfüllung der Kinder, sie soll auf christlichen Werten basieren und sie ist ganz sicher gewaltfrei.» Die Bibel rufe beispielsweise im Kolosser-Brief dazu auf, die Kinder nicht zum Zorn zu reizen.

Froh und freimachend

«Es geht darum, sich Erziehungskompetenz anzueignen», ermutigt Doris Bürki. Liebe, Geduld und Freundlichkeit sind Geistesfrüchte. «Wir haben selbst keine kleinen Kinder mehr. Wir hatten auch sehr viele Fehler gemacht, aus denen wir gelernt haben.»

Der Erziehungsstil beinhaltete viel Zuwendung und gleichzeitig ein hohes Mass an Forderung, Lenkung und Kontrolle auf der anderen Seite. «Man weiss, seit 30 bis 40 Jahren, dass dies ein bewährter Erziehungsstil ist, durch welchen man die Kinder zu selbstständigen, frohen, freien Menschen erziehen kann. Der Glaube ist uns wichtig, wir haben ihn in einer frohen und freimachenden Weise vermittelt, Freude an der Schöpfung und am Leben zu wecken.»

«Gott gibt uns den Auftrag, zu gestalten»

Ansprüche der Kinder, des Ehepartners, der Arbeit – das gibt einen grossen Berg und eine Verunsicherung, wie man erziehen soll. «Es ist eine Hyper-Individualisierung festzustellen.» Doris Bürki ermutigt dazu, sich nicht von all dem überwältigen zu lassen.

«Gott gibt uns den Auftrag, zu gestalten.» Es sei wichtig, eine ausgewogene Erziehung und nicht beispielsweise eine grenzenlose Bedürfnisstillung zu leben, «dann wären wir wieder im anti-autoritären Führungsstil, der nicht funktioniert, wie sich gezeigt hat». Es könne auch bedeuten, dass man frei ist, etwas auch einmal nicht zu machen und auch nicht den Druck zu haben, dass man das Kind so oder so hinbekommen muss. «Das wäre ein Holzweg. Sie brauchen vor allem Zuwendung, Sicherstellung der Bedürfnisse, aber auch Leitung und Leitplanken. Sie brauchen Nähe und Förderung und Forderung.»

Erziehung braucht Kraft

Kinder brauchen Liebe und Liebe werde von Kindern mit dem Für-sie-Zeit-haben gemessen. Doris Bürki empfiehlt, dranzubleiben und sich auch weiterzubilden, zum Beispiel durch das Lesen eines Buches oder das Besuchen ein Erziehungsseminar und mit anderen Menschen beim Thema im Austausch zu bleiben.

Wichtig sei es, bei diesem Thema lernend zu bleiben. «Gott geht mit uns grossartig um. Er liebt uns. Und er stellt eine Beziehung zu uns her. Erst da ist unsere Antwort gefragt, auch ihm zu folgen. Bei ihm steht die Liebe an erster Stelle, aus dieser folgt die Beziehung und dann erst folgt der Gehorsam. Das scheinen mir ganz wichtige Prinzipien.»

Vieles ergebe sich dann aus einer gelassenen erzieherischen Grundhaltung, wenn man selbst eine Geliebtsein von Gott erfährt. «Das gibt Ruhe und Kraft, in einer liebevollen Annahme mit dem Kind umzugehen.»

Sehen Sie sich den Talk mit Doris Bürki an:
 

Zum Thema:
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Datum: 27.10.2023
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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