Besuch bei jüdischen Freunden

«Seit Oktober ist alles anders»

Die Arbeitsgemeinschaft Interkulturell der Schweizerischen Evangelischen Allianz war in der Israelitischen Gemeinde Basel zu Besuch.
Im Rahmen eines Partnertreffens besuchten Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Interkulturell (SEA) mit weiteren Leitern die Israelitische Gemeinde Basel, um ihre Solidarität auszudrücken. Egzon Shala war dabei und berichtet von dem emotiven Treffen.

Wir alle sind zutiefst betroffen von dem, was seit dem 7. Oktober 2023 in Israel-Gaza geschieht. Das Leid ist auf beiden Seiten sehr gross und wir leiden mit. Was Juden und Palästinenser zurzeit erleben, übersteigt unsere Vorstellungskraft. Deshalb haben wir im Rahmen des Partnertreffens der Arbeitsgemeinschaft interkulturell der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) die Israelitische Gemeinde Basel (IGB) besucht. 25 interkulturelle Leitungspersonen kamen, um ein Zeichen der Solidarität und Anteilnahme zu setzen. Wir wollten unser tiefes Mitgefühl für die Ereignisse seit dem 7. Oktober und für alle Formen des Antisemitismus, denen die jüdische Gemeinschaft weltweit, in Europa und in der Schweiz ausgesetzt ist, zum Ausdruck bringen. Und wir wollten wissen, wie es der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz geht.

Wenn die Torah zur Person wird

Am gemeinsam verbrachten Nachmittag gab es Zeit, um den jüdischen Glauben und seine Traditionen kennen zu lernen wie auch in einen gegenseitigen Austausch zu kommen. Die IGB ist eine Einheitsgemeinde. Das heisst, dass sie sowohl einen orthodoxen, traditionellen als auch einen kulturellen Flügel hat. Die Liturgie für die Treffen richten sich am orthodoxen jüdischen Glauben aus. Nach dem Mittagessen wurden wir von der Vizepräsidentin der IGB, Steffi Bollag, begrüsst und eingeladen, in die Synagoge zu gehen. Die Synagoge ist ein nach Osten ausgerichtetes Gebäude mit bunten Fenstern, hebräischen Schriftzügen und Bankreihen mit nummerierten Plätzen.

Dort hatten wir die Möglichkeit, einem Vortrag des Bruders der Vizepräsidentin über den jüdischen Glauben und Traditionen zu lauschen. So lernten wir etwa, dass für die drei Gebete je nach Ausrichtung einer jüdischen Gemeinde zehn Männer oder in liberalen Gemeinden zehn Männer und Frauen vor Ort sein müssen, damit sie stattfinden können. Auch den kleinen Trick lernten wir kennen, dass bei neun anwesenden Personen auch eine Torah-Rolle als zehnte Person eingesetzt werden kann. Uns wurde erklärt, dass ein Tallit (Gebetsmantel) genau 613 Schaufäden hat, als Erinnerung an alle Gebote. Gegen Ende der Führung hatten wir die Gelegenheit, eine Torah-Rolle von Nahem zu betrachten.

Ehrlicher Austausch

Vor der Israelitischen Gemeinde Basel

Nach der Führung bei einem gemeinsamen Zvieri kamen wir in einen tiefen Dialog und konnten unsere Fragen stellen. Vizepräsidentin Steffi Bollag sagte es nochmals klar: «Seit dem 7. Oktober ist alles anderes und es wird nie wieder sein wie früher. Unser Leben hat sich auch in der Schweiz verändert.» Davor hat sie Antisemitismus fast nie erlebt, seit dem 7. Oktober sei er oft spürbar. Es gab mehrere kritische Situationen. Ihr Rabbiner wurde einfach so bei einem Spaziergang im Quartier angespuckt. Das Gelände der Synagoge muss rund um die Uhr überwacht werden. Sie erleben, dass ihre Sicherheit nicht mehr selbstverständlich ist. Zum Schluss betonte Steffi Bollag aber nochmals, dass sie von der Stadt Basel eine grosse Unterstützung erleben.

Unser Apell

Die neu angefachte israelisch-palästinensische Auseinandersetzung infolge der entsetzlichen Terroranschläge der Hamas auf israelischem Gebiet macht sprach- und hilflos. Was aktuell im Nahen Osten passiert, kann überwältigen und überfordern: Dass Menschen anderen Menschen solche Gräueltaten antun, ist unerträglich. Trotzdem können und sollen Christinnen und Christen etwas tun: beten und Solidarität mit allen Opfern des Konfliktes zeigen. Der Nahe Osten braucht Jesus, den Messias – dringender denn je! Deshalb rufen wir weiter zum Gebet auf: Lasst uns dran bleiben im Gebet. Dazu empfehlen wir einige Gebetsanliegen rund um den aktuellen Konflikt, welche die Schweizerische Evangelische Allianz SEA und Freikirchen.ch kurz nach dem Terrorangriff zusammengestellt haben.

Zur Website:
SEA - Interkulturell

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Datum: 04.03.2024
Autor: Egzon Shala
Quelle: SEA Interkulturell

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